~ Schöpfungsgeschichten ~

Kurzfassung

Neben der biblischen Schöpfungsgeschichte werden auch die germanische (aus dem Edda-Epos) und die finnische Schöpfungsgeschichte (aus dem Kalevala-Epos) erzählt. Nach der germanischen Sage beginnt die Schöpfung mit der Entstehung des eiskalten Nebelreichs Nifelheim und des feurig heißen Muspelheims. Sie vermischten sich und schufen den Riesen Ymir und die Kuh Audhumbla, aus denen dann alles andere hervorging. In der finnischen Schöpfungsgeschichte entsteht die Welt durch Ilmatar, der Tochter der Lüfte, die sich im Urmeer niederlässt und einen Entenvogel auf ihrem Knie brüten lässt. Als dessen Eier zerbrechen, lassen sie Erde, Himmel und die Gestirne entstehen. Ilmatars Sohn wird der erste Mensch, der Pflanzen und Tiere erschafft.

Deckblatt des Theaterstückes "Schöpfungsgeschichten"

Leseproben:

Schöpfungsgeschichten

Ein Chor tritt an den vorderen Bühnenrand und singt zwei Strophen des Liedes „Du hast uns deine Welt geschenkt“. Falls kein Vorhang vorhanden ist, sind die Bühnenbilder der ersten zu spielenden Schöpfungsgeschichte sichtbar. Zwei Kinder kommen nach vorne. Eines der Kinder trägt ein Schild (evtl. an einer Stange befestigt), auf dem drei Fragen stehen: Wie hat es angefangen? Wer schuf die Welt? Wozu ist alles da?

Vorrede

KIND 1:    Liebe Zuschauer, ihr kennt sicherlich alle die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel.

KIND 2:    Es gibt aber auch viele andere Schöpfungsgeschichten. Zu allen Zeiten und überall auf der Welt haben sich die Menschen nämlich für die Anfänge der Welt interessiert.

KIND 1:    So haben die Menschen schon immer gefragt (deutet dabei auf das Schild): Wie hat es angefangen? Wer schuf die Welt? Wozu ist alles da?

KIND 2:    Die Schöpfungsgeschichten sind „Ur“kunden von den „Ur“anfängen der Welt, über ihren Sinn und ihr Ziel.

KIND 1:    Sie zeigen auch beispielhaft, wie die Menschen leben sollen.

KIND 2:    Dies alles erzählen sie in bunten, poetischen Bildern, die für uns heute aber manchmal nicht ganz leicht zu deuten sind.

KIND 1:    Liebe Zuschauer, heute spielen wir euch die (hier wird nun aufgezählt, welche der drei Geschichten gespielt werden) Schöpfungsgeschichte(n).

Ende der Vorrede

 

Die germanische Schöpfungsgeschichte (aus dem Edda Epos)

Das linke Drittel des Bühnenbildes zeigt eines Szene aus der Zeit der Entstehung dieser Schöpfungsgeschichte, z.B. eine germanische Siedlung: Holzhäuser mit grasbewachsenen Dächern. Davor sitzen fünf Kinder (die „Erzähler“), etwas zum Mittelteil der Bühne gewandt, in germanische Tracht gekleidet. Am Mittelteil des Bühnenhintergrundes sind die Bilder zur germanischen Schöpfungsgeschichte sichtbar. Das Bühnenbild des rechten Drittels der Bühne zeigt in großen Buchstaben eine Rune aus der Schöpfungsgeschichte in der originalen germanischen Sprache. Davor sitzen einige Kinder in heutiger Kleidung (die „Erklärer“). Die Edda-Melodie wird gespielt.

ERKLÄRUNG

Die Kinder aus der rechten Gruppe stehen nacheinander auf und sagen.

ERKLÄRER 1:    Liebe Zuschauer, jetzt werden wir euch zeigen, wie sich unsere Vorfahren, die Germanen, die Entstehung der Welt vorgestellt haben.

ERKLÄRER 2:    Diese Schöpfungsgeschichte steht am Anfang des Edda-Epos, der berühmten Sammlung der germanischen Götter- und Heldenlieder.

ERKLÄRER 3:    Das Edda-Epos wurde vor ungefähr 1000 Jahren aufgeschrieben. Hier (zeigt auf das Bühnenbild) seht ihr eine Rune daraus in der germanischen Sprache.

ERZÄHLUNG

Jetzt beginnt die Erzählung der Schöpfungsgeschichte. Diese wird von den Kindern auf dem linken Bühnendrittel (den Erzählern) vorgetragen. Ein Kind steht an der linken Seite der Schöpfungsgeschichtenbilder und zeigt im Verlauf der Erzählung jeweils passend auf die entsprechenden Bilder und Bildelemente.

ERZÄHLER 1:    Einst gab es eine Zeit, da alles nicht war. Nicht Erde und Meer noch der Himmel darüber. Da war nichts als ein ungeheurer, gähnender Abgrund, eine gähnende lautlose Kluft.

Von hier ab Bild 1: Nifelheim und Muspelheim. Die Edda-Melodie wird gespielt.

ERZÄHLER 2:    Da entstand im hohen, kalten Norden das finstere, mit Eis bedeckte, urkalte Nebelreich Nifelheim und fern im Süden das heiße Muspelheim, das Reich der Glut und des Feuers.

ERZÄHLER 3:    Aus tausend Feuerstellen leuchtete die rote Glut Muspelheims, und es blitzte von umherstiebenden Funken.

Von hier ab Bild 2:Ymir und Audhumbla. Die Edda-Melodie wird gespielt.

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Die finnische Schöpfungsgeschichte (aus dem Kalevala-Epos)

Die Bühne und das Bühnenbild sind dreigeteilt. Das linke Drittel zeigt die Welt der Finnen zur Zeit der Entstehung dieser Schöpfungsgeschichte, so z.B. Holzhäuser mit hölzernen Dachschindeln in Waldumgebung. Vor den Häusern, etwas zum Mittelteil der Bühne gewandt, sitzen fünf Kinder (die ,,Erzähler“) in altfinnischer Tracht: In der Mitte gegürtete langärmelige Hemden, auf den Köpfen Kappen. Am Mittelteil des Bühnenhintergrundes sind die Bilder der finnischen Schöpfungsgeschichte zu sehen. Das Bühnenbild des rechten Drittels der Bühne zeigt in großen Buchstaben einen Vers der Schöpfungsgeschichte aus der originalen finnischen Fassung des Kalevala. Davor sitzen einige Kinder in heutiger Kleidung (die ,,Erklärer“).

ERKLÄRUNG

Die Kinder aus der rechten Gruppe stehen nacheinander auf und sagen.

ERKLÄRER 1:    Jetzt erzählen und zeigen wir euch die Schöpfungsgeschichte aus dem finnischen Kalevala-Epos.

ERKLÄRER 2:    Das Kalevala-Epos besteht aus vielen einzelnen Liedern. Diese Lieder wurden bei den Finnen früher von Sängern auf Festen vorgetragen.

ERKLÄRER 3:    Eines von diesen Liedern war die Schöpfungsgeschichte. Dort (zeigt auf das Bühnenbild des rechten Bühnendrittels) seht ihr einen Vers dieses Liedes in altfinnischer Sprache, so wie er zum ersten mal aufgeschrieben wurde.

ERKLÄRER 1:    Diese Schöpfungsgeschichte ist entstanden, als die Finnen noch keine Christen waren, vor ungefähr 1000 Jahren.

ERZÄHLUNG

Jetzt beginnt die Erzählung der Schöpfungsgeschichte. Diese wird von den Kindern auf dem linken Bühnendrittel (den ,,Erzählern“) vorgetragen. Ein Kind steht an der linken Seite der Schöpfungsgeschichtenbilder und zeigt dabei, jeweils passend zum Text, auf die entsprechenden Bilder und Bildelemente. Die finnische Melodie wird gespielt.

ERZÄHLER 1:    Am Anfang gab es nur das Urmeer und den weiten Luftraum darüber. In diesem Luftraum lebte Ilmatar, die Tochter der Lüfte. Viele Jahre lebte sie dort, bis sie schließlich ihres einsamen Lebens überdrüssig wurde.

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Die biblische Schöpfungsgeschichte

Das linke Drittel des Bühnenbildes zeigt eine Szene aus der Zeit der Entstehung dieser Schöpfungsgeschichte, z.B. eine Ansicht des Tempelberges in Jerusalem (ca. 500 n Chr.). Davor sitzen fünf Kinder (die ,,Erzähler“) in ,,altisraelische" Tracht gekleidet (langärmelige Hemdkleider) etwas zum Mittelteil der Bühne gewandt. Am Mittelteil des Bühnenhintergrundes sind die Bilder zur biblischen Schöpfungsgeschichte sichtbar. Das Bühnenbild des rechten Drittels der Bühne zeigt eine Seite aus einem biblischen Urtext. Davor sitzen einige Kinder (die ,,Erklärer“) in heutiger Kleidung.

ERKLÄRUNG

Ein Kind aus der rechten Gruppe steht auf und sagt.

ERKLÄRER 1:    Liebe Zuschauer, jetzt werden wir euch die biblische Schöpfungsgeschichte vorführen.

ERKLÄRER 2:    Diese ist für uns Christen natürlich von ganz besonderer Bedeutung. 

ERKLÄRER 3:    Wir werden euch die Schöpfungsgeschichte aus Moses, Kapitel 1 bis Moses, Kapitel 2, Vers 4, zeigen und dazu die Geschichte vom Sündenfall, die in Moses 2 und 3 aufgezeichnet ist.

ERKLÄRER 1:    Diese Schöpfungsgeschichten sind in der Zeit von ungefähr 1000 - 500 vor Christus aufgezeichnet worden.

ERKLÄRER 2:    Die ursprünglichen Manuskripte sind verloren gegangen, aber ganz frühe Abschriften sind uns erhalten geblieben. Die Abbildung einer solchen Abschrift (zeigt auf das rechte Bühnenbild) seht ihr dort.

ERZÄHLUNG

Jetzt beginnt die Erzählung der Schöpfungsgeschichte. Diese wird von den Kindern auf dem linken Bühnendrittel (den ,,Erzählern“) vorgetragen. Ein Kind steht an der linken Seite der Schöpfungsgeschichtenbilder und zeigt im Verlauf der Erzählung jeweils passend zum Text auf die entsprechenden Bilder und Bildelemente. Von hier ab Bild 1: Erschaffung von Tag und Nacht.

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2    Sachinformationen

2.1    Ziele und Bedeutungen

- Wo kommt alles her?
- Wo geht alles hin?
- Wie hat es angefangen?
- Wer schuf die Welt?
- Wozu ist alles da?
- Wann und wie wird alles enden?

Diese ursprünglich wohl aus der Todeserfahrung des Menschen geborenen Fragen sind seit den Anfängen der Menschheit in allen Kulturen immer wieder und überall auf der Welt gestellt worden: die Frage nach dem Sinn und Ziel der Welt, des Lebens und der Existenz höchster, schaffender Wesen. Die Schöpfungsmythen sind Antworten auf diese Fragen. Es sind Antworten des Glaubens, in das Gewand symbolischer religiöser Sprache gekleidet.
Schöpfungsmythen wollen Ur-Kunde vermitteln, sie künden vom geheimnisvollen Ursprung der Welt, also unser selbst. In jeder Religion gibt es solche Kunde. Ohne sie gäbe es kein zulängliches Verständnis dessen, was der religiöse Mensch selbst ist und was die Religion deshalb von ihm fordert. Ohne diese Kunde gäbe es aber auch kein Verständnis dessen, was die Gottheit ist, welcher der Mensch dient.
Schöpfungsmythen verkünden Grundwahrheiten aus der Sphäre des Göttlichen, die uns deshalb auch hier und heute Hilfreiches für die von uns geforderte Lebensbewältigung und Sinnfindung zu sagen haben.
Vielfach waren Schöpfungsgeschichten für die Menschen nicht nur Kunde aus ferner Vergangenheit, sondern sie waren auch Beschreibungen des gegenwärtigen Zustandes der Welt, in der sich die Götter heute noch als Schöpfer betätigen. So wurde z.B. von christlicher Seite gesagt, dass Gott nicht nur früher sondern auch jetzt noch täglich neue Kreaturen schaffe.
Die Babylonier waren der Meinung, dass die Schöpfung jedes Jahr erneuert werden müsse. Deshalb wurde bei ihnen zum Neujahrsfest jedes Mal vom Oberpriester im Tempel ihre Schöpfungsgeschichte feierlich rezitiert und von anderen Priestern sogar nachgespielt.
Bei vielen Kulturen galten die schöpferischen Tätigkeiten des Menschen als besonders wichtig, weil nur durch diese die Welt in ihrem Bestand gesichert werden konnte. Diese Tätigkeiten wurden als Schöpfungsakte betrachtet, die in direkter Parallele zu den ursprünglichen Schöpfungsakten der Götter standen. Die schöpferischen Kräfte des Menschen wurden hier also als eine Version der jeweiligen Kräfte angesehen, die seine Existenz schaffen und erhalten. Es wurde sogar die Meinung vertreten, dass das Leben eines jeden Menschen, bewusst oder unbewusst, eine schöpferische Evolution darstellt, für welche Schöpfungsgeschichten das Muster darstellen.

2.2    Struktur und Grundtypen

Die Schöpfungsgeschichten zeitlich und räumlich weit auseinander liegender Völker und Kulturen unterscheiden sich zwar erheblich in ihren Formen und ihrer Symbolik, doch erstaunlicherweise zeigen sie auch große Ähnlichkeiten in ihren Grundmustern. In diesen Grundmustern kommen Gedanken zum Ausdruck, die offensichtlich allen Menschen gemeinsam sind.
So finden sich nach Ulrich Mann in allen Schöpfungsmythen folgende Grundtypen (Elemente), die fast durchgängig zu einem einheitlichen Bildmuster miteinander verwoben sind:

- Der Weltelternmythos
- Der Heilige Streit (Zerstückelungsmotiv)
- Das Gottesopfer
- Der Urmutter-Mythos und
- Der Selbstentstehungsmythos

Der Weltelternmythos besagt, dass alles aus der Vereinigung von Himmel und Erde hervorgegangen ist. Allerdings muss dieser Vereinigung erst einmal eine Trennung von Himmel und Erde, also ein Heiliger Streit, vorausgegangen sein. Diese beiden Grundtypen sind also untrennbar miteinander verwoben, und es ist nur eine Frage der Akzentsetzung, ob die Trennung (der Heilige Streit) oder die Vereinigung (Weltelternmythos) als die Hauptursache für die Entstehung der Welt angesehen werden sollen.
Als ein Beispiel für den Weltelternmythos kann die babylonische Schöpfungsgeschichte genannt werden. Dort gibt es am Anfang nur Apsu und Tiamat (das Süßwasser unter der Erde und das am Himmel gesammelte Salzwasser), aus deren Vereinigung dann die Götter entstehen. Der sich danach entwickelnde Kampf (Heiliger Streit) zwischen den neu entstandenen Göttern und ihren Erzeugern führt zur Erschaffung der Welt.
Das Element des Gottesopfers ist auch in der babylonischen Schöpfungsgeschichte enthalten. Dort wird ein Gott getötet (geopfert), um aus seinem Blut und Lehm die Menschen zu formen. Da es sich bei dem getöteten Gott um einen „bösen“ Gott handelt, ist damit auch erklärt, wie das Böse in die Welt gekommen ist. Gleichzeitig ist damit auch ausgesagt, dass die Menschen selbst für das Böse in der Welt nicht verantwortlich sind, denn dieses Böse war schon vor ihnen da.

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Bühnenbildvorlagen


Vorschlag für das mittlere Bühnenbild der germanischen Schöpfungsgeschichte:
Darstellung der Schöpfungsgeschichte in Teilbildern (s. Rollentext)
Illustration von Thomas Köttgen


Vorschlag für das erste mittlere Bühnenbild der finnischen Schöpfungsgeschichte:
Darstellung der Schöpfungsgeschichte in Teilbildern (s. Rollentext)
Illustration von Thomas Köttgen


Vorschlag für das zweite mittlere Bühnenbild der biblischen Schöpfungsgeschichte:
Darstellung der Schöpfungsgeschichte
Illustration von Thomas Köttgen


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Tanzbeschreibung zur biblischen Schöpfungsgeschichte

Ausgangsstellung (10 Kinder): Kreis, Hände an Füße


1. Licht: an – aus. Die Gruppe wächst.


Zwischenspiel (Z):-
2. Gruppenbild öffnet sich und schließt sich wieder


(Z):
3. Kreaturen wachsen und verteilen sich: 4 Bäume und 4 Tiere


Adam und Eva rutschen zusammen, legen Kopf an Schulter des Partners und fassen sich gegenseitig an die Arme.


Z:    Bäume und Tiere wenden sich zum Publikum, 2 Schritt --> -->           Garten bilden. Ein Schlangenbaum entsteht seitlich zum Publikum gerichtet         --> --> eine Hand (spätere Schlangenhand) zeigt auf Eva.


4. Adam und Eva wachsen, drehen sich mit gesenktem Blick zum Publikum (unschuldig).

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Fotos:






 

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